1947 wurde die Baugenossenschaft Schönau gegründet. Seit Beginn legen die Verantwortlichen Wert auf bezahlbaren und vor allem auch zeitgemässen, attraktiven Wohnraum für Familien und langjährige Genossenschafter:innen. Mit diesem Neubau wird die Erneuerung im Schönauring abgeschlossen. Das Projekt der Andri Cajos Architekten AG in Zusammenarbeit mit der Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG überzeugte und setzte auf einen ökologischen Holz-Hybridbau. Holzbaupartner ist die Hector Egger Holzbau AG. Für alle elektrischen Belange – von der Planung und Ausführung der Elektroinstallationen über die Elektroverteilungen bis zur PV-Anlage, dem ZEV sowie den Ladestationen – vertraut die Baugenossenschaft Schönau auf ihren langjährigen Partner, die Schibli-Gruppe.
«Der Holz-Hybridbau ist für uns neu, und viele Arbeitsschritte sind ungewohnt. Holzdecken und Holz-Aussenwände sowie die Statik-Bereiche sind für Rohreinlagen mehrheitlich tabu. In den fertig montierten Holzwänden nachträglich ein Rohr oder eine Dose zu verlegen, ist nur mit viel Zusatzaufwand machbar. Lampenstellen sind nachträglich nur mit Aufputzleitungen zu erreichen. Daher ist es sehr wichtig, alle Installationen vorher genau zu planen», so Yves Arm, einer von drei Schiblianern auf der Baustelle. «Aber wir haben schnell gelernt und wissen, wie wir effizient arbeiten.»
Das Bauen im Holz-Hybridbau ist anders als beim Massivbau. Die Planung der Holzbauelemente erfolgt nach der Erstellung der Architektenpläne sowie der Elektroplanung zu 100 Prozent in 3D. Jedes Werkteil wird einzeln geplant, jeder Ausschnitt und Stoss vorher genau definiert und mit einer eindeutigen Identifikation und Beschreibung versehen. Die Produktion erfolgt zum einen automatisiert und es kommen Nagel- oder Bohrroboter sowie CNC-Maschinen zum Einsatz. Zum anderen wird von Hand gearbeitet. Die Elektrorohre, Einlasskästen sowie der Schallschutz werden in der Produktion in die Wände eingebaut respektive integriert. Die fertigen Werkstücke werden dann verpackt und nach einem definierten Stapelplan zum Transport auf die Baustelle vorbereitet. Auf der Baustelle verbauen die Zimmerleute die nummerierten Werkstücke eines nach dem anderen.
«Interessant bei der Holz-Hybridbauweise sind die deutliche Reduktion des CO₂-Ausstosses und die wesentlichen Einsparungen der grauen Energie. Beides sind Faktoren für den Klimaschutz», so Andri Cajos von Andri Cajos Architekten AG in Zürich. «Aber der Hybridbau ist punkto Koordination eine Herausforderung. Die Holzbauelemente werden in der Halle vorfabriziert und müssen bei möglichst trockener Witterung auf dem Bau in kurzer Zeit montiert werden. Dabei muss den Schnittstellen (Statik, Abdichtung, Installationen usw.) und der Logistik (Anlieferung und Lagerung der Bauteile und Materialien) grosse Beachtung geschenkt werden.»
Draussen ist es bereits Winter. Regen und Kälte sind schon Dauergast. Wir treffen auf der Baustelle auf die drei erfahrenen Elektriker Yves Arm, Domenico Serratore und Pierino Zamboni. Zusammen betreten wir eines der Gebäude, das im Rohbau bereits fertiggestellt ist. Beton trifft auf Backstein sowie Holz und man spürt, irgendwie hat der Werkstoff Holz bereits jetzt eine sehr positive Auswirkung auf die Atmosphäre. Der Bau ist gut im Zeitplan. Die Elektriker sind gerade an der Planung der Spitzarbeiten an den Backsteinwänden. «Die Rohreinlagen in den Holzwänden müssen wir noch mit den im Boden verlegten Rohren verbinden. Sind alle Rohre angeschrieben, ein Easy-Job.»
Wenn nicht, gehts ans Puzzeln und wir müssen zuerst ausmitteln, welche Rohre zusammengehören», erklärt Yves Arm. «Lärmige und staubige Spitz-, Fräs- und Gipsarbeiten fallen mehrheitlich weg, was uns natürlich effizienter macht. Die Vorfabrizierung der Elektroinstallationen in den Holzwänden ist schon noch ungewohnt. Auf den ersten Blick sehen wir viele Rohrenden in den Kästchen. Es wird in manchen Steckdosen, Schaltern und Abzweigdosen doch sehr eng», erzählt Domenico und lacht. Pierino Zamboni, Bauleitender Elektroinstallateur ergänzt: «Im Plan sind viele Statik-Tabuzonen eingezeichnet, bei denen Holzträger Last abgeben. Uns wurde vom Architekten und Baumanagement eingeschärft, dort nichts zu verlegen. Bei Rohrverbindungen in die Fassade müssen wir zudem sehr aufpassen, dass keine Wasserabdichtungen beschädigt werden. Ein Vorteil sind dafür die hohen Überzugsböden. Nachträglich notwendige Rohrverbindungen sind damit sehr einfach zu erstellen.»
Für die Bauherrin, die Genossenschaft Schönau, ist seit jeher das Ziel, bezahlbare und zeitgemässe Wohnungen für alle Genossenschafter:innen anzubieten. «Wir wollen, dass junge Familien, aber auch langjährige und ältere Anwohner:innen sich wohlfühlen und beider Anforderungen an Wohnraum erfüllt sind», so der Präsident der Baugenossenschaft Schönau, Beat Mörgeli. «Hinzu kommen ökologische und energetische Anforderungen, die für uns einen hohen Stellenwert haben. Der Hybrid-Holzbau hat uns punkto Kosten und Ökologie überzeugt. Zusammen mit Erdsonden, eigener Stromproduktion mit maximalem Eigenverbrauch sowie weiteren baulichen Massnahmen erreichen wir Minergie Eco Standard. Wir können damit nicht nur die ökologisch gesteckten Ziele erreichen, sondern auch optisch ansprechenden und hochwertigen Wohnraum realisieren.» Für die drei Schiblianer Yves, Domenico und Pierino auf der Baustelle ist klar, das Projekt Schönauring ist kein alltägliches, aber ein sehr spannendes. Und sie freuen sich, ihr Wissen anderen weiterzugeben, wenn die Schibli-Gruppe weitere Objekte im Holzbau elektrifiziert.